Mittwoch, 8. April 2015

Still Crazy After All These Years - Maxim im Interview (Exklusiv für musicchannel 2005)

So mancher altgediente österreichische Festivalbesucher erinnert sich mit Wehmut an das eintägige Sundance Festival am 1. Juli 1997 auf der Wiener Donauinsel, wo Kruder & Dorfmeister, Apollo 440, die Fantastischen Vier, Rage Against  The Machine und Prodigy groß aufspielten. Letztere hatten ein paar Tage davor das Album „The Fat Of The Land“ veröffentlicht, mit dem sie nach den Hits „Firestarter“ und „Breathe“ ihre globale Dominanz am alternative Dance-Sektor endgültig fixierten.

Knappe 8 Jahre später sind Prodigy beim Aerodrome 2005 erneut Headliner eines österreichischen Festivals, haben aber keineswegs mehr jenen Stellenwert, den sie anno 1997 besaßen. So wurden kaum Prodigy- T-Shirt- Träger gesichtet und wenn als Kuriosum betrachtet, darüber hinaus blieben Prodigy bei der ORF-Berichterstattung zum Aerodrome völlig unerwähnt.

Trotz dieser nicht nachvollziehbaren medialen Ignoranz gehörten sie neben den Hives und Turbonegro, nicht zu vergessen dem unterhaltsamen „Jim Beam Luftgitarren- Contest“ natürlich zu den wenigen wirklichen Höhepunkten des im Vergleich zum Vorjahr in vielfacher Hinsicht abgespeckten Aerodrome 2005. Absolutes persönliches Highlight war allerdings das Interview mit dem Prodigy- Aushängeschild Maxim, das ich ein paar Stunden vor ihrem Auftritt exklusiv für musicchannel.. führen durfte.

Nach einem kurzen Einstiegsplausch rund um den sensationellen Sieg Liverpools im Champions League Finale gingen wir zum eigentlichen Schwerpunkt dieser Unterhaltung über, nämlich Maxims zweitem Soloalbum „Fallen Angel“ (und den Plänen zu einem neuen Prodigy Album).

Wenn man dein erstes Soloalbum "Hells Kitchen" mit "Fallen Angel" vergleicht, klingt es nicht mehr so düster wie der Vorgänger, sondern weitaus melodiöser. Was hat es mit diesem Wandel auf sich ?

„Hells Kitchen“ war mehr oder weniger eine Ansammlung von Ideen, die sich im Laufe der Zeit angesammelt hatten. Mein neues Album sollte kompakter und songorientierter klingen.

Warum gibt es auf „Fallen Angel“ im Gegensatz zu „Hells Kitchen“ mit Ausnahme mit Saffron von Republica (Anm.: vielleicht noch bekannt durch den Hit "Ready To Go" aus dem Jahre 1996) keine Gaststars mit klingenden Namen wie Skin oder den Sneaker Pimps? 

Wenn man erfolgreich sein will können große Namen nicht schaden. Da ich mit Skin befreundet bin, haben wir gemeinsam „Carmen Queasy“ aufgenommen, und das hat sich durchaus bezahlt gemacht. Auf dem neuen Album wollte ich aber mehr Street-Level reinbringen und unbekannten Talenten, wie etwa meiner Cousine Porsha oder Illmatrix die Chance geben, sich zu etablieren.

Vergleicht man deine Pressefotos von früher mit den aktuellen wirkst du nun verhältnismäßig brav. Keine furchterregenden Bodypaintings, irre Kontaktlinsen oder bedrohlich wirkende Posen wie etwa im Video zu „Breath“. Ein Zeichen der Reife? 

Nicht unbedingt, Maxim ist schließlich eine Kunstfigur und das Outfit meine Form mich künstlerisch auszudrücken. Wenn sich das Outfit im Laufe der Zeit ändert ist das eine logische Konsequenz, die auf vielerlei unterschiedliche Tatsachen beruht. Für mich ist das visuelle Erscheinungsbild wichtig, für Liam (Anm: Prodigy- Mastermind Liam Howlett) hingegen ist es in erster Linie die Musik, schließlich hat er die Gabe, außergewöhnliche Beats und Sounds zu kreieren.

Du hast auf deinem letzten Album zusammen mit Chris Corner den Track "Backward Bullet" aufgenommen und Chris meinte in einem Interview, dass du ihm lediglich einen Drumloop geschickt hast und die Order gegeben hast: „Hier ist ein Loop. Macht etwas daraus“.

Stimmt, aber wir haben den Track letztlich dann doch im Studio gemeinsam fertig produziert, und es hat viel Spaß gemacht. Ich traf Chris übrigens vor ein paar Wochen in Deutschland, wo ich vor dem Auftritt von IAMX als DJ aufgelegt habe. Wir haben uns gut unterhalten, Nummern ausgetauscht, vielleicht machen wir mal wieder mal was gemeinsames.

Wann gibt's wieder mal etwas Neues von Prodigy?

Wir planen für den Spätsommer ein Greatest Hits-Album, haben aber schon einiges neues Material zusammen und vielleicht könnte schon nächstes Jahr ein neues Prodigy-Album erscheinen.

Was darf man sich vom heutigen Prodigy-Gig erwarten? Gibt es irgendwelche spektakulären Überraschungen?

 Also,  ich werde sicher nicht als Clown oder irgendwie verkleidet auftreten (lacht), aber wir werden wieder eine gute Show abliefern. Nach all den Jahren sind wir immer noch so motiviert wie am Anfang unserer Karriere, nur die technischen Mittel haben sich geändert.

Davon konnte man sich am späteren Abend überzeugen. Auch wenn der Auftritt gerade mal knappe 45 Minuten dauerte und sich bei den Tracks vom polarisierenden aktuellen Album „Always Outnumbered, Never Outgunned“ die allgemeine Begeisterung eher in Grenzen hielt, machten die Klassiker „Breathe“, "Smack My Bitch Up", und eine modifizierte Version von "Firestarter" so manches Manko wieder wett. Dazu gehört jener bislang unbekannte Track, den Prodigy den Fans ganz schön um die Ohren krachen ließen. Man darf also auf das angekündigte neue Prodigy- Album gespannt sein und vielleicht noch mehr darauf, ob doch wieder eine Prodigyade (Veröffentlichungszeitraum zwischen zwei Prodigy- Alben, liegt derzeit bei 7 Jahren) folgen wird.