Donnerstag, 31. Dezember 2009

MASSIVE NEW RECORDS 2009

MASSIVE NEW RECORDS 2009






Tina Turner, Dechen Shak-Dagsay, Regula Curti – Beyond
(VÖ: 20.11.2009)

Nachbarschaftshilfe

„Beim gemeinsamen Singen erleben wir die unfassbare Kraft der Spiritualität – auch wenn jeder in seiner eigenen, religiösen Tradition betet“

Soweit die beiden Sängerinnen Dechen Shak-Dagsay und Regula Curti, die sich mit „Beyond“ einen langgehegten Traum erfüllt haben, nämlich die Kombination von Mantras des tibetischen Buddhismus mit gesungenen Gebeten des Christentums.

Wie aber bringt man diese großteils mit einem Klangteppich aus schwülstiger New Age-Elektronik unterlegten, mit der Schirmherrschaft durch den Dalai Lama abgesegneten Botschaften unters Volk? Richtig. mit einem populären Zugpferd und da trifft es sich freilich gut, wenn man mit Tina Turner eine Buddhistin in der Nachbarschaft hat. Diese zeigte sich auf Anfrage sofort von dem Projekt begeistert und unterstützt die beiden Damen tatkräftig auf „Beyond“, allerdings nicht mit ihrer Sangesstimme, sondern spricht lediglich von ihr verfassten, höchst spirituellen Botschaften wie "Singing takes you beyond".


The melodious prayers and the powerful spiritual message by Tina will be like a magic spell for you.“ verheißt Dechen Shak-Dagsay auf einer Tina-Turner-Fanpage. Ob dieser Zauber nun tatsächlich wirkt bleibt dem Hörer überlassen. Eines steht allerdings außer Frage: Nicht zufällig steht Tina Turner am Cover im Mittelpunkt, denn ohne ihre Mitwirkung würde dieses Album wohl wie viele andere ihrer Gattung in den Regalen einschlägiger Esoterikshops oder der Entspannung/Meditations-Abteilung beim Tonträgerhändler des Vertrauens verstauben.

(3/10)



Devin Townsend Project – Ki
VÖ: 09.10.2009

Cum On Feel The Noize

Was verbindet der dieser Rezension titelgebende Klassiker von Slade mit der kanadischen Metal-Ikone Devin Townshend? Des Rätsels Lösung ist dessen Song "Quiet Riot", zu finden auf "Ki", dem ersten Teil seiner unter dem Bandnamen ´Devin Townsend Project" konzipierten Quadrologie.

Einerseits bedient er sich der Melodie von "Cum On Feel The Noize", zum anderen beruht der Songtitel auf jener Band, die mit ihrer Metal-Coverversion eben dieses Songs seit 1983 die Abendgestaltung von Schulskikursen ebenso wie "We Will Rock You" entscheidend prägten. Diese musikhistorischen Zusammenhänge sind aber nicht das einzige Bemerkenswerte an "Quiet Riot": Townshend transformiert die Songvorlage von der Rockhymne in für ihn ungewöhnlich wohlklingende Unplugged-Gefilde, reflektiert in den Lyrics seine mittlerweile abgeschlossene Vergangenheit in Sachen einschlägiger Genußmittel und daraus resultiert ein für "Heavy Deavy"-Verhältnisse überraschend (potentiell) breitenwirksamer Song, der demnächst in etlichen US-TV-Serien von "Dr. House" abwärts zu hören sein könnte.

"Quiet Riot" ist aber nur ein Beispiel für den stilistischen Facettenreichtum auf "Ki", woran die Auswahl seiner illustren Begleitmusiker sicherlich nicht unbeteiligt ist, schließlich haben diese mit Ausnahme von Keyboarder Dave Young mit Metal nichts am Hut.

Da wäre zunächst mal der mittlerweile 62-jährige Duris Maxwell, seines Zeichens promovierter Jurist und renommierte Schlagzeuglegende, der einst mit bzw. für die Temptations, Heart, Jefferson Airplane oder Jimi Hendrix trommelte. Für den Part als Bassisten rekrutierte er den ehemaligen Kreuzfahrtschiffsbandmusiker und mittlerweile zum Abteilungsleiter der Bassabteilung einer großen Musikalienhandlung avanchierten Jean Savoie, der nebenbei in einer Beatles-Coverband spielt. Als Gastvokalistin konnte er die Gewinnerin von "David Fosters Star Search 2006" (Kanadische Variante von DSDS) Ché Dorval gewinnen, die speziell bei "Heaven Send" besondere Akzente setzt.

Diese Musiker und vor allem das unbestreitbare musikalische Genie von Devin Townshend machen "Ki" zu einem höchst abwechlsungsreichen Album, dem stilistisch der Spagat zwischen Rockabilly ("Trainfire"), stellenweise fast schon Mike Oldfieldesquen Pathos ("Ki"), Pink Floyd in der "Wish You Were Here"-Phase und Faith No More gelingt. Dies gilt allerdings nicht bloß in musikalischer Hinsicht, sondern auch in Sachen Townsends vielseitigen Vokalkünsten. Ob bei den großartigen, höchst Pink Floyd-lastigen "Coast", "Terminal" oder "Winter", immer wieder scheinen Mike Patton und/oder vor allem David Gilmore am Mikrophon zu sein, für "Disrupta","Gato" und dem zuvor angesprochenen "Heaven Send" bedient sich "Heavy Devy" zwischendurch immer wieder seiner altbekannten Metal-Stimmakrobatik.


Beim Albumtitel läßt der „Mad Professor of Metal“ einige Interpretationsmöglichkeiten offen. "Ki" umschreibt im japanischen das in unseren Breiten eher geläufigere "Qi", also den aus dem Taoismus stammenden Begriff für Lebensenergie und könnte sich darauf beziehen, daß der nunmehr "cleane" Townsend eine bessere Quelle für seine Kreativität entdeckt hat. Zum anderen könnte man "Ki" lautmalerisch auch als "Key", also Schlüssel interpretieren. Dies ist gar nicht so abwegig, schließlich könnte dieses Album ein Schlüsselerlebnis für viele werden, das extrabreite Musikuniversum von Maestro Townsend zu erschließen.

(6/10)







Massive Attack - Splitting The Atom (EP) 
VÖ: 02.10.2009

Pet Sounds

Der Countdown läuft.. und läuft. Ursprünglich sollte das bislang noch unter Arbeitstitel wie "Weather Underground" oder "LP5" firmierende neue Album von Massive Attack im Oktober 2009 erscheinen und das dafür konzipierte neue Songmaterial, das die Band im Zuge ihrer 2008er Tour präsentierte, ließ Großes vermuten. Allerdings waren 3 D & Daddy G. nach Ende der besagten Tournee offenbar nicht mehr vom Album-Konzept bzw. der Qualität dieser neuen Songs überzeugt, weshalb diese (vorerst) ins Archiv wanderten und die Arbeit zu einem ganz neuen Album (nennen wir es der Einfachheit halber mal "LP5.1") in Angriff genommen wurde. Damit verschiebt sich zwar die Veröffentlichung für den lang erwarteten Nachfolger zu dem 2003 erschienen "100th Window" vorraussichtlich bis Februar 2010, aber dankenswerterweise verkürzen Massive Attack die lange Wartezeit mit der EP "Splitting The Atom".

Die darauf enthaltenen 4 Titel geben nur bedingt einen Aufschluss darüber, wie das neue Epos wohl klingen wird, schließlich sind zwei der Songs Remixes und die lassen bekanntlich nicht immer einen Rückschluß über das Ausgangsmaterial zu. Eine soundmäßige Revolution, die neue Hörgewohnheiten eröffnet wie einst "Mezzanine" dürfte aller Voraussicht nach nicht zu erwarten sein. Vielmehr scheint das Motto „Back to the Future“ zu gelten, denn die klassischen Ingredienzien, die seit jeher den Sound von Massive Attack prägen, also hypnotischer Groove gepaart mit außergewöhnlichen Gaststimmen, werden mit teilweise fast schon nostalgischen Elementen gepaart.

Dies zeigt sich etwa beim Titelsong: Verhaltener 80er-Jahre Beat und minimalistische, aber höchst effektive Keyboardsounds treffen auf einen 70er-Synthesizer, über all dem thronen die prägnanten Stimmen von Robert Del Naja, Daddy G und Stamm-Gastvokalist Horace Andy. Noch traditioneller gestaltet sich das faszinierend verhaltene, von TV On The Radio-Sänger Tunde Adebimpes höchst eindrucksvoll interpretierte "Pray For Rain", das mit echten Drums und einem Mittelteil mit Beach Boys-Harmonien zu überraschen versteht.

Äußerst gelungen sind aber auch die Remixes, die Appetit auf die Originalversionen machen: Das minimal-technoide "Bulletproof Love" im Christoff Berg Remix mit Elbow-Sänger Guy Garvey am Mikro könnte, wenn man von den Bläsern im Mittelteil absieht, durchaus von einem alten Underworld-Album stammen. "Psyche", von Van Rivers & The Subliminal Kid äußerst Oldschool-Trip-Hoppig gestaltet und mit der Stimme von Tricky-Weggefährtin Martina Topley-Bird (die übrigens auch das Vorprogramm der kommenden Tour bestreiten wird) veredelt, dürfte wiederum der Lieblingstrack dieser EP aller Massive Attack-Traditionalisten sein.

Auch wenn man sich noch bis zum Frühjahr 2010 gedulden muß, eines steht angesichts dieser EP im Gegensatz zu "Chinese Democracy" von

Guns'n'Roses schon jetzt fest: Das Warten wird sich lohnen.

(8/10)

Location/Date:
Flohmarkt Wien Neubaugasse, 02.10.2009


Graham Bonney - Wähle 3-3-3 (Single)
Brilliant - It's A Man's Man's Man's World (Single)
Guy Darrell - I've Been Hurt/Blessed (Single)
Val Doonican - Walk Tall (Single)
Sheena Easton - Just Another Broken Heart (Single)
Tim Elton - Ein Dorn in meinem Herzen/Träume sind frei (Single)
Fiction Factory - (Feels Like) Heaven (Single)
Frank Ifield - I Remember You (Single)
Stan Getz & Charlie Byrd - Desafinado/Jazz Theme From Dr. Kildare (Single)
Journey - Greatest Hits (LP)
Judge Dread - Big Eight (Single)
Kane Gang - Closest Thing To Heaven (Single)
Magoo - Nastro Adhesivo (Single)
Guy Mitchell - Heartaches By The Number/Two (Single)
No Bros - Be My Friend (Single)
Billy Paul - Only The Strong Survive (Single)
Joesi Prokopetz - Parkverbot (Single)
Tony Raymond - Broken Hearted Melody (Single)
Cliff Richard - 40 Golden Greats (LP)
Secret Goldfish - Dandelion Milk Summer (Single)
Doug Sheldon - Your Ma Said You Cried In Your Sleep Tonight (Single)
Dusty Springfield - Goin' Back/I'm Gonns Leave You (Single)
Various Artists - Hit Calypsos (EP)
Various Artists - Hot Hits (LP)
Andy Williams - Can't Take My Eyes Off You/You Are Where Everything Is (Single)




Ohrbooten – Gyp Hop
VÖ: 28.09.2009

Fettes Boot

„Von Bob Marley bis Slipknot/steckt quasi alles in Gyp Hop“ heißt es im Titelsong von "Gyp Hop", dem mittlerweile dritten Album von Ohrbooten. Von dem angesprochenen Metal-Verweis ist zwar nichts zu bemerken, was aber letztlich keinerlei Rolle spielt, schließlich steht dieser Satz für die stilistische Vielfalt des Berliner Quartetts, die orientalische Einflüsse, Spät-70er-Pop - Arrangements, Indierock, Reggae und Hip-Hop unter einen Hut namens "Gyp-Hop" ("Gypsy" als Synonym für ihren Straßenmusik-Background + Hip-Hop) bringen.

Was man also durchaus als Soundtrack zur gegenwärtig höchst pulsierenden Metropole Berlin betrachten könnte soll laut Pressetext vor allem live seine ganz spezielle Wirkung entfalten, denn dort heißt es "Was aus der Konserve fresh kommt, wird live seiner Bestimmung zu geführt". Ganz so frisch klingt es dann allerdings doch nicht aus den Boxen bzw. Kopfhörern, denn trotz der erwähnten Genrevielfalt bleiben Ohrbooten sowohl in beat-/soundtechnischer als auch in textlicher Hinsicht unter ihren Möglichkeiten.

Zugegeben, der Unterhaltungswert von Tracks wie "Special Guest", "Nice Way To Die" oder "Wieder wach" läßt sich nicht leugnen und darüberhinaus bekommt man Songs über urinierende Aliens ("Nachricht vom anderen Stern") auch nicht alle Tage zu hören. Alles in allem fehlt den Songs auf "Gyp Hop" jedoch jenes zwingende Element, weshalb man sich dieses Album öfter als dreimal durchhören sollte und daran dürfte auch die Live-Umsetzung nur marginal etwas ändern. Es ist aber keinesfalls von der Hand zu weisen, dass "Es ist ok" oder "Feuer" live wie Hölle abgehen dürften.


Vielfach als Missing Link zwischen den Fantastischen Vier und Seeed eingestuft sind Ohrbooten stilistisch eher mit Fettes Brot zu vergleichen. Wenn man die beiden Bands aber gegenüberstellt verhalten sich Ohrbooten zu Fettes Brot wie Pumpernickel zu einem ofenfrischen Krustenbrot.

(5/10)



Bilderbuch - Nelken & Schillinge
VÖ: 28.09.2009

Shake the Struwwelpeter

An welche Acts wird man sich wohl erinnern, wenn man in Zukunft auf alternative österreichische Musik des Jahres 2009 zurückblickt? Soap & Skin? Kreisky? Tanz Baby? Alles potenzielle Kandidaten, aber an Bilderbuch wird wohl kein Weg vorbeiführen.

Straight outta Kremsmünster hat sich das mittlerweile in Wien gelandete, großteils dem deutschsprachigen Post-Punk verschriebene Quartett dank fulminanter Gigs, die selbst in Berlin und Leipzig für Erstaunen sorgten als auch mit ihrem schlicht und ergreifend als sensationell einzustufenden Debutalbums „Nelken & Schillinge“ scheinbar aus dem Nichts in die erste Liga der wichtigsten Bands des Alpenlands katapultiert.

Zugegeben, derartige Lobeshymnen mögen zunächst für eine (noch) gänzlich unbekannte Band, die man zumindest dem Namen nach eher in die Kategorie von Silbermond & Co. einstufen würde, höchst übertrieben bis weltfremd erscheinen. Lassen wir also die Fakten sprechen:

Bei „Nelken & Schillinge“ stimmt von der ersten bis zur letzten der knapp 35 Minuten Laufzeit einfach alles: Produktion, Arrangements, Interpretation, Riffs, Hooks und großteils hymentaugliche Refrains, die man nie wieder vergisst, herrlich skurrille-surreale Lyrics mit Textpassagen wie „Dieses bisschen Dekadenz beschert mir stets den besten Dance“, „Liebe ist Wasser und trotzdem bin ich durstig“. „Schwing deine Beine, Baby“, „Hände über dem Kopf, wir ziehen nach Babylon“ oder „Ich liebe alles an dir, nur deine Nase nicht“, die sich für ewig ins Gedächtnis einbrennen.

Unter diesen Gesichtsspunkten erscheint der höchst bescheidene Hinweis im Promosheet, es handle sich bei „Nelken und Schillinge“ „um das Album mit den vielleicht meisten Hitsingles seit Michael Jacksons „Thriller“, keineswegs übertrieben. Bilderbuch können mit „Calypso“ , „Kopf ab“, „Joghurt auf der Bluse“, „Bitte, Herr Märtyrer“, „Auf Sand gebaut“, „Nelken & Schillinge“, „Psychatrie“, „Tobias Kontrolle“, „Man hat mir weg getan“, „Discokugel“ und „Tennisverein“ ganze 11 (potentielle) Singles vorweisen. Mit anderen Worten, hier gilt der über strapazierte Satz „No filler, just killer“ und da kann selbst der Prince of Pop nicht mithalten, schließlich beinhaltet „Thriller“ mit „Baby Be Mine“ und „The Lady In My Life“ zwei lupenreine Albumtracks, bei denen man im Regelfall die Skip-Taste betätigt, um „Billie Jean“ oder „Beat It“ zu hören.

„Du bringst Rotationen in mein Leben, du bist die Brotration, nach der ich strebe“ heißt es in „Discokugel“. Wenn auch dieses Zitat aus dem Zusammenhang gerissen ist, treffender kann man die Qualität von "Nelken & Schillinge" eigentlich nicht formulieren.


(10/10)

Location/Date:
ebay, 13.09.2009


Alice - Una Notte Speciale/Senza Cornice (Single)
Gilbert Becaud - Ein bißchen Glück und Zärtlichkeit (Single)
Robin Beck - Save Up All Your Tears (Single)
Bolland & Bolland - Tears Of Ice (Single)
Pat Boone - Love Letters In The Sand/Bernadine (Single)
David Bowie - Sound & Vision (Single)
Camouflage - Love Is A Shield (Single)
Clarence Carter - Back Door Santa/That Old Time Feeling (Single)
Gigliola Cinquetti - Si/Il Pappagallo Verde (Single)
Bert Claus - St. Tropez-Twist (Single)
Leonard Cohen - Lover Lover Lover (Single)
Copains - Skateboard (Single)
Joe Dassin - L'ete Indien (Single)
Dave Clark Five - You Got What It Takes/Sitting Here Baby (Single)
Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich - The Wreck Of The „Antoinette“/Still Life (Single)
Deep Purple - Child In Time/Woman From Tokyo (Single)
Riccardo Del Turco - Luglio/Il Temporale (Single)
Dino - Gli occhi miei (Single)
Dave Edmunds - I Hear You Knocking (Single)
Margot Eskens & Silvio Francesco - Mondscheinpartie/Ganz nah bei dir (Single)
Larry Finnegan - Dear One/Candy Lips (Single)
Joy Fleming - Halbblut/Regentag (Single)
Genesis - Invisible Touch/Throwing It All Away (Single)
Glitter Band - The Tears I Cried/Until Tomorrow (Single)
Loretta Goggi - Pieno d'amore/Arrivederci stella del nord (Single)
Albert Hammond - It Never Rains In Southern California (Single)
Ted Herold - Ich bin ein Mann/Carolin (Single)
Hoffmann & Hoffmann - Wenn ich dich verlier' (Single)
Hot Chocolate - No Doubt About It/Gimme Some Of Your Lovin' (Single)
Hot Chocolate - So You Win Again/A Part Of Being With You (Single)
Hot Chocolate - Emma/Makin' Music (Single)
I Santo California - Tornero/Se davveromi vuoi bene (Single)
Mick Jagger - Memo From Turner (Single)
Johnny & The Hurricanes - San Antonio Rose/Come On Train (Single)
Johnny & The Hurricanes - Revival/Rocking Goose (Single)
James Last - Einsamer Hirte (& Gheorghe Zamfir) (Single)
Lords - Gloryland/Raindreams (Single)
Lulu - I'm A Tiger (Single)
Peter Maffay - Tiefer (Single)
Martin Mann - Strohblumen/Ich glaube dir (Single)
Manuela - Die goldene Zeit (& Drafi)/Take It Easy (& Drafi) (Single)
Peggy March - Lady Music/Spiel nicht mit meiner Liebe (Single)
Arthur McAllen - Caroline (Single)
Ralph McTell - Streets Of London (Single)
Olivia Newton-John - If Not For You/The Biggest Fool (Single)
Pilot - Magic (Single)
Alan Price Set - Hi-Lilli, Hi-Lo (Single)
Gary Pucket & The Union Gap - Young Girl/Woman,Woman (Single)
Redbone - We Were All Wounded At Wounded Knee/Speakeasy (Single)
Ricchi e Poveri - Piccolo Amore/Perche Ci Vuole L'amore (Single)
Ivo Robic - Lass dein Little Girl nie weinen (Single)
Tommy Roe - Sheila/Sweet Pea (Single)
Demis Roussos - Die Bouzouki, die Nacht und der Wein (Single)
Rubettes - Under One Roof/Sign Of The Times (Single)
Sam The Sham & The Pharaohs - Ring Dang Doo/Don't Try It (Single)
Santa Esmeralda - House Of The Rising Sun – Quasimodo Suite (Single)
Peter Sarstedt - Where Do You Go To/Morning Mountain (Single)
Frank Sinatra - Summer Wind/You Make Me Feel So Young (Live) (Single)
Frank Sinatra - That's Life/The Summer Of My Years (Single)
Sonny & Cher - Little Man/Bring It Ogtgn Home (Single)
Strangeloves - Cara-Lin (Single)
Donna Summer - Lady Of The Night/Wounded (Single)
Talk Talk - Such A Shame/Again, A Game (Single)
Them - It's All Over Now, Baby Blue/Bad Or Good (Single)
Catarina Valente - Die Senioritas von San Salvador (Single)


Location/Date:
Saturn Wien Mariahilferstraße, 22.08.2009


Glasvegas - Glasvegas (CD)




Pitbull - The Boatlift
(VÖ: 07.08.2009)

Hundstage

Island 1. USA 0. In unseren Breiten hat die isländische Elfe Emiliana Torrini mit „Jungle Drum“ das Rennen um den Titel „Nervigster Sommerhit 2009“ klar für sich entschieden und das trotz der harten Konkurrenz durch den kubanoamerikanischen Rapper Pitbull, dessen „I Know You Want Me (Calle Ocho)“ über Wochen die internationalen Charts regierte.

Ursprünglich war dieser Titel lediglich als Vorabsingle für das Anfang September 2009 erscheinende neue Epos "Rebelution" konzipiert. Aufgrund des weltweiten Erfolges wollte man bei seinem Label Universal offenbar nicht so lange warten, inkludierte „I Know You Want Me“ kurzerhand auf seinen bislang letzten Longplayer „The Boatlift“ und hat dieses Album, das beim erstmaligen Erscheinen Ende 2007 in puncto Verkaufszahlen weit hinter den Erwartungen blieb, nun wiederveröffentlicht.

Raffinierterweise wurde der auf einem Sticker als „No. 1 World Smash Hit“ angepriesene Chartstürmer nicht etwa als Bonustrack an die restlichen Songs drangehängt, sondern scheint gleich als zweiter Titel der Tracklist auf, was in Verbindung mit dem auf der Coverrückseite vermerkten Erscheinungsjahr 2009 den Eindruck vermittelt, es handle sich hier um aktuelles Material von Senor Pitbull. Die Wahrheit kennen vermutlich lediglich all jene, die Anfang 2008 die Single „The Anthem“, auf der Lil Jon gefeatured wird, in die deutschen Charts gehievt haben.

Dieser Track ist in Sachen Dancefloorfutter neben "Midnight" und natürlich „I Know You Want Me" eines der raren Highlights des Albums. Wer es bedächtiger mag wird mit den Rap/R & B-Balladen „Secret Admirer“ (da hat wohl jemand zuviel „I Need Love“ von LL Cool J gehört) und „Tell Me“ einigermaßen ansprechend bedient. Ansonsten finden sich angesichts überwiegend unspektakulärer Songs letztlich kaum Argumente, weshalb sich abseits der Hispano-Rap-Afficionados und Hip-Hop-Fans jemand „The Boatlift“ zulegen sollte. Da hilft auch nicht der einzige wirkliche Überraschungsmoment des Albums, nämlich wenn in „I Don't See Them“ gegen Ende für Sekundenbruchteile unerwarteterweise ein Sample von Billy Stewarts Klassiker „Summertime“ auftaucht.

Einen positiven Aspekt muß man Pitbull aber zugute halten, nämlich die Verwendung des prägnanten Samples von Chicagos "Street Player" von Chicago, das dank „I Know You Want Me“ nach knapp eineinhalb Jahrzehnten wieder in aller Ohren ist. 1995 lieferte Kenny Dope Gonzalez, seines Zeichens eine Hälfte des DJ/Remixer-Duos Masters Of Work, unter dem Namen Bucketheads mit „The Bomb“ einen Tanzflächenfüller ersten Ranges ab, der weitgehend auf „Street Player“ basierte. Diesen dürften viele nun entdeckt bzw. wiederentdeckt haben, eventuell auch das dazugehörige Album „All In The Mind“, das, wenn auch schon etwas angestaubt, in jedem Fall höheren Unterhaltungswert aufweist als „The Boatlift“ . Check it out.

(3/10)



Axel Wolph - The Weekend Starts On Wednesday
VÖ: 17.09.2009

California Dreaming

Einen Songwriter mit Hang zu außergewöhnlichen Brillengestellen assoziierte man bislang ausschließlich mit Elton John. Seit geraumer Zeit macht ihm allerdings ausgerechnet ein Österreicher diesen Status streitig.

Die Rede ist von dem meist mit einem prägnanten weißen Nasenfahrrad bebrillten Axel Wolfmayr, einst Mitglied der alpenländischen Grunge-Formation Mindcure und seit einigen Jahren unter dem Pseudonym Axel Wolph neben Ben Martin eines der Aushängeschilder der österreichischen Singer- / Songwriterzunft. Während Martin aufgrund diverser Projekte wie I Am Cereals seiner Heimat treu bleibt zieht es den gebürtigen Linzer Wolph immer wieder für einige Monate im Jahr nach Kalifornien. Diese Luftveränderung scheint für seine Kreativität äußerst zuträglich zu sein, denn "The Weekend Starts On Wednesday" ist nach “Poet With A Punk's Heart" und “Wedding Songs" seit 2007 bereits sein drittes Soloalbum.

Dieser Fleiß wurde mittlerweile mit Heavy Rotation auf etlichen US-Radio-Stationen belohnt und sogar bei Österreichs führenden Formatradio Ö3 wurden ihm Airplay-Ehren zuteil, was für heimische Künstler bekanntlich alles andere als selbstverständlich ist. Allerdings darf dies auch nicht weiter verwundern, schließlich klingt Wolph höchst international, hat eine prägnante Stimme und schreibt großteils höchst eingängige Songs, was er auf "The Weekend Starts On Wednesday" einmal mehr bestätigt.

So ist der Opener "Deeply Mad" mit den von Weezers "Island In The Sun" ausgeborgten "Uh-Uhs" und den "Eternally"-Mantras ein 1 A-Radiohit, den man tatsächlich nie wieder aus dem Ohr kriegt, ähnliches gilt für die mit jeweils mit höchst eindrucksvollen Gitarrenhandwerk versehenen "Life Ain't Like Hollywood" und "Someone I Know". Nicht ganz radiotauglich bzw. für Autofahrten geeignet ist hingegen "Lullaby For Insomniacs", das sich als lupenreiner rezeptfreier Tranqullizer entpuppt.

Auch wenn es Wolph nicht ganz gelingt, dieses Niveau über die gesamte Albumlänge zu halten liefert er dennoch einen eindrucksvollen Beleg seiner Songwriterfähigkeiten. Dazu gehört etwa die Auseinandersetzung mit mehr oder weniger essentiellen Fragen des Lebens wie "Who owns the copyright on a thing that we call life" (aus "T(w)osome") oder "Where Do The Birds Go At Night" als auch seine Feststellung "My Life is like a goddam traffic jam on Hoover Dam", die in "Traffic Jam (On Hoover Dam)" allerdings etwas überstrapaziert wird.

Wie wichtig ihm seine Ausflüge in Schwarzenegger's Own country sind offenbahrt sich deutlich in "Moments Like These", wo die Sehnsucht nach Freundin und Sohn reflektiert wird: "There are 10 more weeks in the land of the sun/There are 10 more weeks without my girl and my son/There are 10 more weeks out in the desert/But I know for sure what I am here for"


Dem ist nichts hinzuzufügen.

(6/10)

Location/Date:
Mediamarkt Wiener Neustadt, 14.07.2009


Gossip - Music For Men (CD)
Placebo - Battle For The Sun (CD)


Location/Date:
Saturn Milleniumcity Wien, 06.07.2009


Tricky - Maxinquay (CD)


Location/Date:
Flohmarkt Floridsdorf, 04.07.2009


Oscar Benton - Bensonhurst Blues (Single)
Culture Club - Church Of The Poison Mind (Single)
Goldie - Timeless (CD)
Udo Jürgens - Schreib' mir keinen Brief/Ich träum' noch von Jenny (Single)




Major Lazer - Guns Don't Kill People... Lazers Do
VÖ: 03.07.2009

Jamaican Rhapsody

Hinter dem Pseudonym bzw. der Comicfigur Major Lazer verbirgt sich das durch ihre Arbeit mit Santigold und M.I.A. mittlerweile höchst renommierte Dancehall-Produzentenduo Diplo & Switch, die auf ihrem Debutalbum ein unbestreitbares Argument für den Vorteil einer CD gegenüber dem Download liefern.

Öffnet man nämlich die CD-Hülle findet man zunächst 5 Sticker einiger sich auf dem Cover tummelnden illustren Comicgestalten. Klappt man dann das Cover auf bekommt man eine menschenleere, klischeehafte jamaikanische Straßenszene zu sehen, die man mit diesen Figuren individuell gestalten kann. Damit fühlt sich so mancher Musikfan im gesetzteren Alter eventuell an die Kalkito-Rubbelbilderheftchen aus den 70ern erinnert, in denen man einst mittels Bleistift diverse Motive in Szenerien aller Art positionierte

Verspielt und vor allem experimentierfreudig präsentieren sich Diplo & Switch auf "Guns Don't Kill People... Lazers Do": Beim Opener „Hold The Line“ (kein Toto-Cover) knallen einem zerbrechende Glasscheiben, Klingeltöne, twangy Surfgitarren, wiehernde Pferde und last but not least Santigold herself um die Ohren, „When You Hear The Bassline“ läßt einem den Kopf einziehen und Gitarrenriffs wie bei „Lazer Theme“ hört man nicht alle Tage. Weitaus traditioneller gestalten die wundervoll altmodischen Roots Reggae-Arrangements von „Can't Stop Now“, oder „Cash Flow“.


Auffälligster Track ist aber zweifelsohne das vocoder-geladene, mit „Girl I Wanna Party With You“-Mantras und gegen Ende mit längst verdrängten Eurodance-Synthis aufgepeppte „Keep It Goin' Louder“, das verdächtig nach Chartsingle klingt und damit dafür sorgen dürfte, dass „Guns Don't Kill People.. Lazers Do“ auch außerhalb der üblichen Dancehall-Fanbase Interessenten findet.

(06/10)

Location/Date:
ebay, 21.06.2009


Elmer Bernstein - The Man With The Golden Arm EP (Single)
Bonnie Bianco - Miss You So (Single)
Bino - Bambino (deutsch) (Single)
Black Box - Fantasy (Single)
Blue System - My Bed Is Too Big (Single)
Laura Branigan - The Lucky One (Single)
Carrara - Shine On Dance (Single)
Bernd Clüver - Der Wind von Palermo (Single)
Paul Coxx - Voices In The Dark (Single)
Enigma - Ain't No Stopping – Disco Mix '81 (Single)
Rainhard Fendrich - Tränen trocknen schnell/Nancy (Single)
Samantha Fox - Nothing's Gonna Stop Me Now (Single)
Samantha Fox - Love House (Single)
Gitte - Probleme (Single)
Winston Groovy - Nightshift (Single)
Wilbert Harrison - Kansas City (Single)
Hong Kong Syndikat - Flash (Single)
Joy - Touch By Touch (Single)
Peter Kent & Luisa Fernandez - Con Esperanza (Single)
Mickey Lawrence - Hold On To Love (Single)
The Other Ones - Holiday (Single)
Gino Paoli - La Nostra Casa (Single)
Eros Ramazotti - Un Cuore Con Le Ali (Single)
Sandra - Hi! Hi! Hi! (Single)
Daniel Sentacruz Ensemble - Linda Bella Linda (Single)
Carly Simon - Coming Around Again (Single)
Sinitta - Toy Boy (Single)
Spandau Ballet - True (Single)
Tina Charles - I Love To Love ('87 Remix) (Single)
Ralf Paulsen - Orpheus in der Unterwelt (Single)


Location/Date:
Flohmarkt Wien Neubaugasse, 16.05.2009


Peter Alexander & Bill Ramsey - Immer zieht es mich zu ihr/Missouri Cowboy (Single)
Bardo - One Step Further (Single)
Shirley Bassey - Kiss Me, Honey Honey, Kiss Me/There's Never Been A Night (Single)
Nick Berry - Every Loser Wins (Single)
Blondie - Picture This (Single)
Pat Boone - Baby Sonnenschein (Single)
Candlebox - Far Behind (Single)
Raphaella Carra - Do It, Do It Again (Single)
Ronnie Carroll - Chain Gang/Move Two Mountains (Single)
Petula Clark - Casanova/Chariot (Single)
Petula Clark - Color My World (Single)
Petula Clark - I Know A Place (Single)
Petula Clark - My Love (Single)
Petula Clark - This Is My Song EP (Single)
Petula Clark - You'd Better Come Home (Single)
Conny & Peter Kraus - Sag mir was du denkst (Single)
Ross Conway - Pepe/Matador From Trinidad (Single)
Cowboy Church Sunday School - Open Up Your Heart (Single)
Dollar - Love's Gotta Hold On Me (Single)
Donavan - Torquise (Single)
Edelweiss - Raumschiff Edelweiss (Single)
Harry Enfield -Loadsamoney (Single)
Maureen Evans - Like I Do/Starlight, Starbright (Single)
Percy Faith & Orchestra - Theme From "A Summer Place" (Single)
Johnny Ferguson - Angela Jones (Single)
Luisa Fernandez & Peter Kent - La Luna Lila (Single)
Emile Ford - Counting Teardrops/White Christmas (Single)
Emile Ford - Half Of My Heart (Single)
Emile Ford - Them There Eyes/Question (Single)
Emile Ford - What Do You Want To Make These Eyes At Me For (Single)
Lance Fortune - Be Mine (Single)
Four Seasons - Opus 17 (Single)
Marvin Gaye - I Heard It Through The Grapevine (Single)
Dobie Gray - Drift Away (Single)
Jet Harris & Tony Meehan - Scarlett o'Hara (Single)
Isaac Hayes Movement - Disco Connection (Single)
Bobby Helms - My Special Angel´/Fraulein (Single)
Vince Hill - Mercy Cherie (Single)
Mary Hopkin - Knock Knock Who's There (Single)
Mary Hopkin - Temma Harbour (Single)
Frank Ifield - Confessin'/Waltzing Mathilda (Single)
Frank Ifield - The Wayward Wind (Single)
Jörgen Ingmann - Milord/Oceans Of Love (Single)
Big Dee Irwin & Little Eva - Swinging On A Star (Single)
Johnny & The Hurricanes - Beatnik Fly EP
Eden Kane - Boys Cry (Single)
James Khan - One Million Stars (Single)
Vicky Leandros - Come What May (Single)
Joe Loss - Sucu Sucu/Give Me My Ranch (Single)
Arthur Lyman - Taboo (Single)
Kenny Lynch - You Make Love So Well/Stagecoach (Single)
Siw Malmkvist - 1999/Crazy Boy (Single)
Dany Mann - Hula Hoop/Sexy Hexy (Single)
Johnny Mathis - Call Me (Single)
Marino Marini - Volare/Come Prima (Single)
Billy May - Main Title From "The Man With The Golden Arm" (Single)
Johnny Nash - As Time Goes By (Single)
New Musik - This World On Water (Single)
Rita Pavone - Amore Twist (Single)
Joan Regan - May You Always (Single)
Jeannie C. Riley - Harper Valley PTA (Single)
Clodagh Rodgers - Goodnight Midnight (Single)
Diana Ross & The Supremes - Reflections (Single)

Sade - Love Is Stronger Than Pride (Single)
Henri Salvador - Fatima/Tavernenlied (Single)
Neil Sedaka - Oh! Carol/One Way Ticket(Single)
Peter Sellers & Sophia Loren - Goodness Gracious Me (Single)
David Seville & The Chipmunks - Alvin For President (Single)
Helen Shapiro - Walking Back To Happiness/Kiss'n'Run (Single)
Shepherd Sisters - Alone (Single)
Frank Sinatra - The World We Knew (Single)
Dusty Springfield - I Close My Eyes And Count To Ten (Single)
Dusty Springfield - I Only Wanna Be With You (Single)
Dusty Springfield - I'll Try Anything (Single)
Dusty Springfield - Little By Little (Single)
Dusty Springfield - Losing You (Single)
Springfields - Hit Sounds EP (Single)
Starlight Vocal Band - Afternoon Delight (Single)
Ray Stevens - Turn Your Radio On/Bridget The Midget (Single)
Mark Summers - Summers Magic (Single)
Supremes - Nathan Jones (Single)
Felice Taylor - Under The Influence Of Love (Single)
Urusei Yatsura - Strategic Hamlets (Single)
Frankie Vaughan - Don't Stop - Twist! (Single)
Dionne Warwick - People Got To Be Free/You're All I Need To Get By (Single)
Tony Joe White - Groupie Girl (Single)
Marty Wilde - Endless Sleep/Her Hair Was Yellow (Single)
Jackie Wilson - I Get The Sweetest Feeling/Lonley Teardrops (Single)




Ronan Keating - Songs For My Mother
VÖ: 08.05,2009

Mama's Boy

Ronan Keating ist eine Ausnahmeerscheinung in Sachen Post-Boygroup-Karriere. Während andere seiner Genrekollegen gerade ihre x-te Entziehungskur absolvieren, die Klatschspalten mit diversen Skandälchen füllen oder komplett von der Bildfläche verschwunden sind macht der vom Ex-Boyzone-Boy zum dreifachen Familenvater gereifte Keating hauptsächlich mit seinen Engagements für diverse Charity Aktionen von sich reden.

Darüberhinaus kann er auf eine bereits seit einem Jahrzehnt erfolgreiche Solokarriere zurückblicken, in deren Rahmen er mit "Life Is A Rollercoaster" anno 2000 einen nahezu perfekten Popsong bzw. "geheimen Lieblingssong" etlicher Musikfans der alternativen Fraktion ablieferte und mit einer gelungenen Coverversion von Garth Brooks Klassiker "If Tomorrow Never Comes" überraschte. Überraschend ist auch die Tatsache, daß Keating neben dem im Sog des Take That-Revivals initierten Boyzone-Comebacks noch Zeit gefunden hat, mit "Songs For My Mother" sein mittlerweile fünftes Solowerk einzuspielen.

Angesichts des Veröffentlichzeitpunkts vor dem Muttertag könnte man Keating oberflächlich betrachtet eiskaltes Kalkül vorwerfen. Davon kann allerdings keine Rede sein, schließlich handelt es sich hier nicht um wunschkonzerttaugliche Mütter-Ehrerbittungen der Marke Heintje, sondern ein zutiefst persönliches Album mit Lieblingssongs seiner 1998 verstorbenen Mutter.

Dazu gehört Altbekanntes wie "Time After Time", "Both Sides Now", "Vincent", "I Believe I Can Fly" oder "Suspicious Minds", deren Interpretation man aber bestenfalls als nett und unspektakulär einstufen kann und aufgrund ihrer Durchschnittlichkeit kaum Chancen auf Airplay haben, was etwa der Flop der Singleauskopplung "Time After Time" (UK # 88) unterstreicht.

Ganz anders verhält es sich hingegen mit nicht so bekannten Songs wie "Make You Feel My Love" von Garth Brooks, Joshua Kadisons "Mama's Arms" und das von ihm geschriebene "This Is Your Song", die allesamt die Klasse des eingangs erwähnten "If Tomorrow Never Comes" erreichen. Im Booklet kann man übrigens zu jedem Song eine Anekdote nachlesen, die verständlich machen, warum ausgerechnet diese 10 Titel hier inkludiert sind und man nebenbei nette Details erfährt, etwa Keatings Aversion gegen die cremefarbene Renault 12 Kombi-Familienkutsche.

Mit "Songs For My Mother" erfüllt er zumindest die Erwartungen seiner Zielgruppe und wenn er damit auch nicht die Umsätze seiner bisherigen Alben erreicht ist dieses für Keating sicherlich wertvoller als alle Einkünfte des Boyzone-Comebacks.


(4/10)




Sonnenwasser - 100% Prickelnd
VÖ: 08.05.2009

Frisch - Saftig – Steirisch

"Wer jung bleiben will muss früh damit anfangen.“ , "... belebt die Sinne". "Des Trinkens reicher Sinn". Mit derartigen Werbeslogans werden gegenwärtig diverse "sinnvolle" Getränke eifrig beworben. Man darf davon ausgehen, daß den Werbestrategen zu einer Marke wie "Sonnenwasser", einer steirischen Spezialität und laut Verpackung "100 % prickelnd", sicherlich auch jede Menge einfallen würde.

Im Getränkeregal wird man "Sonnenwasser" allerdings vergeblich suchen, schließlich handelt es sich nicht um ein Erfrischungsgetränk, sondern um ein Grazer Quintett, das mit dem Album "100 % prickelnd" erfrischenden Pop-Rock österreichischer Prägung kredenzt. Fürs Prickeln sorgt deshalb auch nicht Kohlensäure, sondern in erster Linie Sängerin Jasmin Holzmann. Mit ihr bzw. deren prägnanter Stimme hatte die Band um die Brüder Manfred & Hugo Kowatsch im Zuge langwieriger Castings 2006 jenes unverwechselbare Element gefunden, um ihr musikalisches Konzept wunschgemäß umzusetzen.

Letzteres wurde mittlerweile perfektioniert: Zum Einen stellen die überaus eingängigen und mit cleveren Texten versehenen Songs der Gebrüder Kowatsch, vor allem "Komm", die Singleauskopplung "Die ganze Welt" (inkl.Frank Zappa-Referenz), "Schau niemals", "Heut Nacht" oder „Lichtkrieger" das Material der meisten ihrer Genrekollegenschaft mühelos in den Schatten. Darüberhinaus setzt sich Jasmin Holzmann auf allen 11 Tracks des Albums äußerst leidenschaftlich in Szene, wodurch sich die Wirkung der einzelnen Songs erheblich potentiert. Thematisch auffälligster Titel ist mit "Nur Küssen darfst du mich nie" ein Ausflug in das Reich des SM, der allerdings im Gesamtkontext des Albums etwas deplaziert wirkt.

Außergewöhnlich sind aber auch etliche andere Komponenten, die den Sound von Sonnenwasser prägen: Facettenreiche Produktion & raffinierte Arrangements, gediegenes Gitarrenhandwerk und eine auffallende Affinität zum Sound von Garbage, was sich bei "Ich möchte" oder "My Heart" nicht verleugnen lassen.


In jedem Fall ist "100% Prickelnd" ein wahrlich prickelndes Erlebnis, dem Fans von deutschsprachigem Pop-Rock ebensolche Aufmerksamkeit schenken sollten wie Christina Stürmer oder Silbermond. Wenn nicht sogar mehr.

(6/10)

Location/Date:
ebay, 12.04.2009


Edison Lighthouse - Love Grows/Every Lonley Day (Single)
Don Fardon - The letter/Daytripper (Single)
Roger Glover - Love Is All (Single)
Andrew Gold - Never Let Her Slip Away (Single)
Herd - Sunshine Cottage (Single)
Eddie Hodges - I'm Gonna Knock On Your Door/Ain't Gonna Wash For A Week (Single)
Gershon Kingsley - Kohoutek (Single)
Korgis - Everybody's Got To Learn Sometime (Single)
Siw Malmkvist - Trocadero 9910 (Single)
Mick & Micky - Eine rote Jalousie/Sweet, Sweet (Single)
Ramrods - Geisterreiter/Zig Zag (Single)
Rare Earth - Get Ready/Mabic Key (Single)
Sir Douglas Quintett - She's About a Mover/The Rains Came (Single)
Sir Mix-A-Lot - Baby Got Back (Single)
St. Louis Union - Girl (Single)
April Stevens & Nino Tempo - Deep Purple/I've Been Carrying A Torch (Single)
Henry Lee Summers - Hey Baby (Single)
Syndicate Of Sound - Little Girl (Single)
Teddy Bears - To Know Him Is To Love Him (Single)
Anita Traversi - Ob in Bombay, ob in Rio (Single)
Frankie Valli - Can't Take My Eyes Off You (Single)
Herve Vilard - Capri c'est fini (Single)
Wreckx-N-Effect - Rump Shaker (Single)


Location/Date:
ebay, 31.03.2009


Beach Boys - Do It Again
Boney M. - I See A Boat On The River/My Friend Jack (Single)
Coast To Coast - Let’s Jump The Broomstick (Single)
Drafi Deutscher - Marmor, Stein und Eisen bricht/Shake Hands (Single)
Dion - Gonna Make It Alone (Single)
Rainhard Fendrich - Zweierbeziehung (Single)
Michael Holm - Leb wohl/Menschen ohne Ziel (Single)
Michael Jackson - Bad (Single)
Udo Jürgens - Gefeuert/Mein Bruder ist ein Maler (Single)
Peter Kent - For Your Love (Single)
La Bionda - Baby Make Love (Single)
Kelly Marie - Feels Like I’m In Love (Single)
Roger Miller - Walkin’ In The Sunshine/Home (Single)
Roy Orbison - California Blue (Single)
Mary Roos - Wenn ich dich nicht halten kann/Ich hab’ den Glauben an dich nie verloren (Single)
Mary Roos - Nimm deinen Fuß aus der Tür/Bevor du einen Mann liebst (Single)
Rovers - Wasn’t That A Party (Single)
Searchers - Hearts In Her Eyes (Single)
Simon & Garfunkel - Wake Up Little Susie (Single)
Nancy Sinatra - You Only Live Twice/Jackson (& Lee Hazelwood) (Single)
Smokie - San Francisco Bay (Single)
Herve Vilard - Komm doch (Single)


Location/Date:
Saturn Mariahilferstrasse, 28.03.2009


Various Artists - Here Comes Trouble (2LP)



Derek Sherinian - Molecular Heinosity
VÖ: 20.03.2009

Entwicklungshilfe

Heinowas? Wenn am Titel des mittlerweile 6. Soloalbums von Derek Sherinian sämtliche Englisch-Wörterbücher scheitern ist das nicht weiter verwunderlich, schließlich ist "Heinosity" eine Eigenkreation des Ex-Dream Theater-Keyboarders.

“Heinous” (zu deutsch "schrecklich", wobei die Assoziation mit dem im deutschen Sprachraum wohl bekanntesten Sonnenbrillenträger wohl unvermeidlich ist) und “monstrosity” (Monstrum) ergeben in Verbindung mit "Molecular" (auf kleinste Teilchen bezogen) einen interessanten Widerspruch, der mittels der Covergrafik eindrucksvoll illustriert wird.

Unkonventionell ist aber nicht bloß der Albumtitel, sondern auch Sherinians Vorgangsweise in Sachen Songwriting: Hat er mal eine Songidee parat wird diese nicht nach seinen eigenen Vorstellungen weiterentwickelt, sondern in Hinblick darauf, was die seiner Meinung nach besten Musiker daraus herausholen würden. Dementsprechend hat er wie auch auf seinen bisherigen Soloalben etliche hochkarätige "Entwicklungshelfer" vornehmlich aus der Stromgitarrenfraktion eingeladen, darunter Meister ihres Fachs wie Rusty Cooley, Brett Garsed, Taka Minamino oder Zakk Wylde.

Daraus resultiert ein regelrechtes Prog-Metal-Feuerwerk mit furiosen Metal-Brettern wie dem mit wahnwitzigen Stakkatos aufgepeppten Opener „Antarctica“, dem Titelsong oder „Wings Of Insanity“, bei „The Lone Spaniard“, wird hingegen ein paar Gänge zurückgeschaltet. Krönender Abschluß ist der einzige nicht instrumentale Titel „So Far Gone“, bei dem Zakk Wylde stimmlich seinem Mentor Ozzy Osbourne um nichts nachsteht.

Auch wenn sich weder Sherinian als auch einer seiner Mitstreiter mit ihrer unbestreitbaren Virtuosität in den Vordergrund drängen erinnert "Molecular Heinosity" zeitweise an „Super Drumming“, jener Compilationreihe aus den 80ern, auf der Schlagwerker ihre Fähigkeiten mit Unterstützung einer illustren Gästeschar unter Beweis stellten und das Resultat letztlich etwas steril klang. Wie der Zufall es will war einer jener „Super Drummer“ Simon Philips, mit dem Sherininan auf seinen Alben „Inertia“und „Black Utopia“ zusammenarbeitete, was dort einen deutlichen Einfluss in Richtung Jazz-Fusion hinterlassen hatte. Davon ist auf "Molecular Heinosity" nur mehr marginal etwas auszumachen, was aber Fans weitgehend 80er-jahrelastigen Prog-Metal sicherlich verschmerzen werden, denn die sind mit diesem Album bestens bedient.


(6/10)





Milk+ - Who Was Mr.Feldman
VÖ: 27.02.2009

Neues aus der Milchbar

"There was me, that is Alex, and my three droogs, that is Pete, Georgie, and Dim, and we sat in the Korova Milkbar trying to make up our rassoodocks what to do with the evening. The Korova milkbar sold milk-plus, milk plus vellocet or synthemesc or drencrom, which is what we were drinking. This would sharpen you up and make you ready for a bit of the old ultra-violence."

Soweit Alex DeLarge zu Beginn von Stanley Kubricks „Clockwork Orange" mit seinen Ausführungen zu den Themen Abendgestaltung und Erfrischungsgetränken mit dem gewissen Etwas. Angesichts der Wirkungsbeschreibung ist "milk-plus" bzw. "Milk+" ein perfekter Bandname, unter dem seit 2004 das gleichnamige aus David Furrer, Navid Djawadi und Christopher Czerny bestehende Wiener Trio firmiert.

Ziel des Dreigespanns ist aber keineswegs die Verbreitung von "ultra-violence", sondern laut Pressetext zu ihrem mittlerweile zweitem Album "Who Was Mr. Feldman" "eine Veränderung der musikalischen Ästhetik und eine Aufwertung der kreativen Selbstverwirklichung gegenüber der absatzorientierten Verwertung zyklisch wiederkehrender Plagiate zu erwirken." Konkret bedeutet das zwar nicht eine neue Rock Revolution, aber immerhin die Schnittmenge ihrer Lieblingsbands.

Ständige Tempi- und Stilwechsel, weitgehendes Vermeiden gängiger Songstrukturen und das prägnante Falsett von Sänger David Furrer, das zeitweise knapp an der Schmerzgrenze vorbeischrammt, lassen vermuten, dass zu ihren Vorbildern zweifelsohne Muse, Mars Volta, At The Drive-In und in erster Linie Radiohead in deren „OK-Computer“-Phase gehören. Deren Qualitäten scheinen Milk+ sprichwörtlich mit der Muttermilch (sorry für dieses unumgängliche Wortspiel) aufgesogen zu haben, denn über weite Strecken ist man sich bei „Who Was Mr. Feldman" nicht sicher, ob hier nicht doch Thom Yorke da singt, Johnny Greenwood die Gitarre bedient oder Nigel Godrich bei dem mit elektronischen Spielerein angereicherten („Synthemesc“) hinter den Reglern gesessen zu sein scheint.

Man sollte aber keineswegs Milk+ zu ambitionierten Radiohead-Epigonen reduzieren, schließlich wird die Band der im Pressetext formulierten Vorgabe mehr als gerecht und wie es sich für eine gute Band gehört zeigt sie ihr wahres Potential live. Check it out. Unbedingt.


(6/10)

Location/Date: 


ebay, 20.02.2009

Pat Boone - Ain't That A Shame/Tennessee Saturday Night (Single)
Jimmy Bryant - Whistle Stop/West Of Samoa (Single)
Continental Brothers - Hab' ich dein Herz verloren/Only Lonley Me (Single)
Sacha Distel - Frauen und Rosen (Single)
Joy Fleming - Ein Lied kann eine Brücke sein (Single)
Johnny Hallyday - Ja, der Elefant (Single)
Peter Kraus - Liebelei (Single)
Cozy Powell - Dance With The Devil/And Then There Was Skin (Single)
Cliff Richard - On The Beach/A Matter Of Moments (Single)
String-A-Longs - Wheels/Am I Asking Too Much (Single)
Various Artists - American Hitparade No. 4 (EP) (Single)
Various Artists - Baccarola EP incl. Ted Hiller & Ruby - Du paßt so gut zu mir (Single)
Billy Vaughn & His Orchestra - La Golondrina (Single)
Billy Vaughn & His Orchestra - Moonlight & Roses (Single)



Jimmy Makulis - Sieben Berge, sieben Täler (& Ditta Zusa)/Bahama Mama (1957, Single)

Nach seinem Erstlingserfolg mit dem aufklärenden "Auf Cuba sind die Mädchen braun" (1956; A # 3, D # 5) schien für Jimmy Makulis (1935-2007) für erste der Erfolgszug abgefahren zu sein, denn bis zu seinem größten Hit "Gitarren klingenleise durch die Nacht" (1959; A # 4; D # 4) konnte sich keine seiner Singles in den Hitparaden platzieren. Dazu gehörte auch seine durchaus gelungene deutsche Version von Louis Primas "Buena Sera", die gegen jene von Ralf Bendix chancenlos blieb (1958; A # 8, D # 5).

Ebenfalls erfolglos blieb das gemächliche "Sieben Berge, sieben Täler", wo Makulis von seiner Plattenfirma Heliodor, einem Sublabel des damaligen Branchenriesen Polydor, mit einer gewissen Ditta Zusa zusammengespannt wurde. Dabei handelte es sich um die eingedeutschte Einspielung von "Cinco Robles (Five Oaks)", einem US-Hit für Russel Arms (1957; US # 23) und Les Paul & Mary Ford (1957; US # 35). Diese Single wurde im Juli 1957 gleich zweimal veröffentlicht, einmal auf Heliodor 45 0137 mit der Rückseite "Nani-Nana" und ein paar Wochen später als Heliodor 45 0159 mit "Bahama Mama" auf der B-Seite, der deutschen Version des gleichnamigen Hits der "Bahama Mama" (1957; US # 53). Offenbar glaubte man bei Heliodor krampfhaft als auch vergeblich an den Erfolg dieses Duetts von Makulis und jener ominösen Ditta Zusa, die einige Monate später als Lolita mit "Der weiße Mond von Maratonga" (1957; A # 3, D # 2) ihr Stern aufging.
Ihre Popularität machte sich ein knappes Jahr später auch für Jimmy Makulis bezahlt, als "Mit etwas Liebe" (1958; A # 10; D # 16) sich zu einem Hit entwickelte und die Beiden den Titel in dem Film "Mein Schatz ist aus Tirol" trällern durften.
Sieben Berge, sieben Täler (& Ditta Zusa) (5/10)
Bahama Mama (6/10)



She Called Me Giant - Fact Or Pure Fiction
VÖ: 13.02.2009

Brotlose Kunst

Gibt es eigentlich irgendeinen positiven Aspekt für all die lästigen Spammails, die tagtäglich unsere Junkmailfilter mit Angeboten von Schweinegrippearzneien fragwürdigen Ursprungs bis hin zu Viagra zu Sensationspreisen füllen?

Das Salzburger Quartett She Called Me Giant kann das eindeutig bejahen, schließlich basiert ihr Bandname auf einer jener oftmals unfreiwillig komischen Betreffzeilen einschlägiger Junkmails.

Auf ihrem Debutalbum „Fact Or Pure Fiction“ liefert die ehemals unter dem Namen Dash firmierende Formation keinerlei Junk, sondern Indie-Rock internationaler Prägung, der auf eine gut sortierte Platten-/MP3-Sammlung schließen läßt. Erfreulichweise hat man aber nie den Eindruck, dass She Called Me Giant so klingen wollen wie Band X oder schamlos die Ideen von Band Y klauen, sondern ihren eigenes Ding durchziehen und das übliche Namedropping, mittels dem man den Sound einer Band oftmals charakterisiert, hier gar nicht möglich ist.


So sehr man das Potential der Band keineswegs schmälern möchte läßt sich ein gravierender Schönheitsfeherl nicht leugen, nämlich daß die 12 Songs auch nach mehrmaligen Durchläufen nur sehr marginalen Wiedererkennungswert haben. Fact Or Pure Fiction? Fakt.

(4/10)






Solrize - March Of The Maraboo
VÖ: 06.02.2009

Wüstensöhne

Die Wüste übte seit jeher eine starke Faszination auf alpenländische Musiker aus, etwa bei dem österreichischen Parade-Hamburger Freddy Quinn, der einst in seinem aus der Sicht unzähliger Kriegs- und Nachkriegstraumatisierten keineswegs kitschigen Klassikers "Heimweh" den "Brennend heißen Wüstensand" ins Bewußtsein der Nachkriegsgeneration brannte oder neuerdings bei den Wiener Wüstensöhnen von Solrize.

Dieses aus ehemaligen Mitgliedern österreichischer Punk- und Hardcoreformationen bestehende Quartett hat sich offenbar zum Ziel gesetzt, die legendären "Desert Sessions" von QOTA/Eagles Of Death Metal-Mastermind Josh Homme nach Wien zu verlegen. Mittels 16er-Blech statt Budweiser, Großstadtdschungel statt Mojave-Wüste, proidee & ffw studios statt Rancho De La Luna Studio und vor allem höchster Authentizität in Sachen Produktion & Genretreue bringen Solrize mühelos so manchen gestandenen Stoner Rock-Fan dazu, sich förmlich den Wüstensand aus den Augen reiben und die Frage zu stellen "Was, die kommen tatsächlich aus Österreich?"

Grund zum Augenreiben liefert Solrize's Debutalbum "March Of The Maraboo" mehr als genug, denn hier kann die Band nicht bloß soundmäßig überzeugen, sondern auch mit ihren Songwriterfähigkeiten. Sämtliche 10 Songs des Albums (inkl. dem raffinierterweise als Hidden Track versteckten Titelsong), allen voran "Stormlord", "Master Of Disaster", "Gogogasmo" oder "Ride The Shit" könnten ohne weiteres aus dem Repertoire von Queens Of The Stoneage oder Kyuss stammen, wobei man erfreulicherweise in keiner der 54:59 Minuten Albumlänge den Eindruck gewinnt, daß hier lediglich ein Sound abgekupfert wird.


Als Rezensent ist es immer ratsam, sich aus Gründen der Seriosität etc. vor Superlativen zu hüten. Bei "March Of The Maraboo" läßt sich das allerdings nicht verhindern, schließlich ist dieses Album nicht bloß das Beste, was man auf diesem Sektor jemals aus Österreich zu hören bekommen hat, sondern nebenbei auch die beste Stoner Rock-Scheibe aus Europa seit dem exzellenten "Free Ride" der Dänen Causa Sui. Um nochmals auf Queens Of The Stone Age zurückzukommen, zum Zeitpunkt dieser Rezension (Mai 2009) scheint für dieses Album noch der QOTS-Songtitel "No One Knows" zu gelten. Tatsächlich würde es das Prädikat "Feel Good Hit of the Summer" verdienen. Rated R.

(9/10)




Sepultura - A-lex
VÖ: 23.01.2009

Roll over Cavalera

Nach „Dante XXI“ (2006), das ganz im Zeichen von Dantes "Göttlicher Komödie" stand, widmen sich Sepultura auf "A-lex" einem etwas zeitgenössischeren Klassiker der Weltliteratur, nämlich dem hauptsächlich durch Stanley Kubricks legendäre Verfilmung bekannten Roman "A Clockwork Orange" von Anthony Burgess.

Ausgerechnet diesen Stoff zu Adaptieren erscheint in Zeiten sinkender Reizschwellen und steigender Gewaltbereitschaft fast logisch und Sepultura sind die denkbar geeignetsten Interpreten für die entsprechende Vertonung, schließlich eignet sich dafür kein Genre besser als ihre Spielart des Metal.
Gleichzeitig schlägt die Band mit "A-lex" das wohl wichtigste Kapitel ihrer mittlerweile ein Vierteljahrhundert umfassende Bandhistorie auf, handelt es sich hier doch um das erste Album der Post-Cavalera-Ära. Diese verspricht eine Goldene zu werden, denn Andreas Kisser, Derrick Green, Paolo Pinto und Iggor Cavalera-Nachfolger Jean Dolabella zeigen allen Zweiflern und Genrekollegen, wo der Bartel den Most, oder, um der literarischen Vorlage gerecht zu werden, Hauptfigur Alex DeLarge seine Milch Plus herholt.

Angeführt von der Overtüre "A-lex 1" inszenieren Sepultura hier herausragende Thrasherhämmer wie "Filthy Rot", "We've Lost You", "The Treatment" oder "Strike", die auch abseits vom Kontext des Albums jedes Metal-Herz höher schlagen lassen bzw. so manche Nackenmuskulatur überbeanspruchen dürften. Dies gilt allerdings der Dramaturgie entsprechend eher weniger für die den Spannungsbogen aufrecht erhaltenen Intermezzos (vor allem "A-lex IV") als auch das der literarischen Vorlage entsprechende Beethoven-Potpourri "Ludwig Van".

"The Future is so black/The Thrill is gone" heißt es in "Sadistic Values", dem vielleicht besten weil facettenreichsten Track auf "A-lex", wo man Vokalist Derrick Green anfangs so verhalten wie selten zuvor zu hören bekommt. Dieses Textzitat gilt keineswegs für Sepultura, vielmehr ist angesichts dieses Albums ein Songtitel eines längst vergessenen 80er-Jahre-Hits von Timbuk3 angebracht: "The Future's So Bright, I Gotta Wear Shades"

(08/10)



Various Artists - Xtra Ordinary 12
VÖ: 09.01.2009

Diverse - Xtra Ordinary 12


Salzburger Festspiele Vol. 12

Tja, wer hätte das gedacht. Glücklicherweise gestaltet sich der musikalische Gehalt dieser von der Salzburger Veranstaltungs-Institution Rockhouse initiierten Compilation weitaus überraschender als die hilfreiche Information über die Anzahl der bisherigen „Xtra Ordinary“-Veröffentlichungen auf der Coverrückseite.

An stilistischer Abwechslung mangelt es hier nämlich keineswegs, schließlich umfasst dieser Streifzug durch die Salzburger Musikszene Genres wie Folk, Alternative Rock, deutschpoppiges, elektronisches & jazziges bis hin zum Metal. Allen Acts kann man Ambition und großteils gut sortierte Tonträgersammlungen nicht absprechen, allerdings lässt sich bis auf einige wenige Ausnahmen der fahle Geschmack der Provinzialität nicht so ganz leugnen, was sich hauptsächlich in Anachronismus manifestiert. Bekanntlich verharrt die gegenwärtige populäre Musik in einer Phase der ständigen Reproduktion ohne wesentliche Innovation, aber warum einige der hier inkludierten Bands sich weit unter ihrem Wert verkaufen und (vielleicht auch unbeabsichtigt) ausgerechnet dem Sound von Bands wie Creed, Barenaked Ladies oder Selig verpflichtet fühlen ist doch etwas mysteriös.

Keineswegs in diese Kategorie gehören zweifellos die famosen Steaming Satellites, die nicht bloß mit dem hier inkludierten „Karate Party“ überzeugen, sondern beispielsweise letzten September als Support für Portugal The Man ihre (Live-)Qualitäten eindrucksvoll unter Beweis stellten. Weitere Highlights sind das schwer ohrwurmverdächtige „Changing“ der von der Salzburger Rocklegende Stootsie & FM4 forcierten Singer/Songwriterin Mel, weiters Bluesbrauser, die mit „I fiacht mi vor’m Friseur“ den wohl ersten Song ever zum bislang unbekannten Tabuthema Keirophobie liefern und Song "Road To Destiny" von Blackened Sky, die damit ihrem 2008 verstorbenen Gitarristen und Songschreiber Christian Ollinger Tribut zollen.

Auch wenn nur die genannten Tracks tatsächlich dem Anspruch des Albumtitels entsprechen ist „Xtra Ordinary Vol. 12“ in jedem Fall ein starkes Lebenszeichen der pulsierenden Salzburger Musikszene und lässt hoffen, dass einige der hier vertreten Acts auch über die Grenzen Salzburgs hinaus sich einen Namen machen werden.

(7/10)