Novembertage sind für gewöhnlich eine
eher triste Angelegenheit. Nicht so jedoch am 05.11.2010, denn da gab
es neben Sonnenschein, Temperaturen um die 20 Grad und ein absolutes
Highlight in Sachen Abendgestaltung, nämlich Volbeat im Wiener
Gasometer. Ist ein derartiger goldener Herbsttag eigentlich noch zu
toppen? Natürlich, etwa wenn man mit dem Volbeat-Gitarristen Thomas
Bredahl über so konträre Themenkreise wie Hansi Hinterseer oder
der Homeland Security plaudern kann.
Ihr spielt mittlerweile zum 4. Mal
in Wien vor ausverkauften Haus, das neue Album läuft ausgezeichnet .
Habt ihr eine derartige Resonanz erwartet?
Als wir unser Album fertig aufgenommen
hatten waren wir uns sicher, dass es wieder eine tolle Scheibe
geworden ist. Natürlich möchte man relativ bald wissen, ob die Fans
das auch so sehen. Wie die Postings auf Facebook bzw. auf unserer
Homepage, die laufende Tour und natürlich die Verkäufe zeigen
scheint das tatsächlich der Fall zu sein. Natürlich gibt es ab und
zu mal eine negative Kritik, aber das gehört nun mal dazu. In jedem
Fall bieten wir nun auf dieser Tour etwas ganz Besonderes. Erstmals
haben wir unseren eigenen Bühnenaufbau mit dabei, außerdem unsere
eigene Licht- und Soundanlage. Dadurch müssen wir uns nicht mehr auf
die technischen Gegebenheiten der jeweiligen Venues verlassen und
unsere Bühnenshow ist um einiges kompakter. Außerdem wollten wir
Bands, die wir mögen, mit auf Tour nehmen und haben uns mit Entombed
und Kandidate zwei Bands als Support ausgesucht, die unsere Fans
perfekt auf Volbeat einstimmen.
Warum habt ihr euch ausgerechnet für
diese Bands entschieden?
Entombed sind eine legendäre Band.,
denn sie haben eine ganz neues Genre mitbegründet. Wir kennen uns
schon seit einigen Jahren, da wir auf einigen Festivals gespielt
haben und verstanden uns auf Anhieb. Wir wollten sogar mal was
gemeinsam aufnehmen. Dann ging es plötzlich mit uns rasant aufwärts,
während Entombed auf dem gleichen Level hängenblieben. Deshalb
hielten wir es für legitim, den Fans eine Band zu präsentieren, die
uns über Jahre hinweg inspiriert hat. Kandidate sind wiederum alte
Freunde von uns.
Offenbar hat der Wechsel zu
Universal wie vielfach befürchtet für euch keine gravierenden
Änderungen mit sich gebracht, da ihr euch die Supportbands selbst
aussuchen konntet.
Die Entscheidung, wer uns supportet,
trifft nicht das label, sondern unser Management. Universal ist ein
Plattenlabel, d.h. die sorgen für die Promotion, organisieren
Interviews, produzieren Videos und versuchen damit bestmöglich
unsere Platten zu verkaufen. Wir hingegen sind einfach eine Rockband,
wir machen die Tour, schreiben die Songs, gestalten das Artwork des
Albuns usw.. Das haben wir auf unseren bisherigen Alben so gemacht,
warum also daran etwas ändern? Jeder sollte einfach genau das tun,
was er am besten kann.
Es scheint, als würde Universal die
Sache ganz gut machen, denn alle 4 eurer Alben waren bei der
Veröffentlichung von „Beyond Heaven/Above Hell“ gleichzeitig in
den österreichischen Albumcharts und das ist keineswegs alltäglich.
Weil wir schon von Österreich reden, was fällt dir zu Österreich
zu allererst ein?
Schifahren! Ich liebe schifahren und
war schon einige Male auf Urlaub da. Es ist nun mal ein Problem, wenn
man gerne auf Ski fährt und aus Dänemark stammt. Die höchste
Erhebung bei uns ist vermutlich nicht einmal so hoch wie das Gebäude
hier (Gasometer) (lacht). Wenn es schneit fällt der Schnee auf den
Boden und ist verschwindet gleich wieder. Ist es mal kälter und der
Schnee bleibt liegen bricht hingegen das Chaos aus. Wenn du also als
Däne schifahren willst mußt du zwangsläufig nach Schweden,
Norwegen, in die Schweiz oder eben nach Österreich ausweichen.
Interessant, daß ausgerechnet
Schifahren dein Lieblingssport ist.. Wer glaubst du ist gegenwärtig
der beliebteste Österreicher in Dänemark?
Keine Ahnung..etwa dieser
Schlagersänger?
Genau! Hansi Hinterseer. Der war
nämlich früher Schifahrer und ist seit Mitte der 90er Jahre
beängstigend erfolgreich. Erstaunlicherweise haben ihn nun die Dänen
entdeckt und er hatte heuer gleich 2 #1 Alben in Dänemark.
Tja es gibt eben viele Idioten..
(Lacht). Die Leute kaufen seine Platten schließlich nicht, weil man
ihnen eine Pistole an den Kopf hält, diese Musik schein ihnen
einfach zu gefallen. Ich möchte das natürlich nicht bewerten, jeder
soll das hören was ihm gefällt. Für mich ist das jedenfalls
unerträglich. Andererseits ist es interessant, wie erfolgreich
deutschsprachige Musik außerhalb des deutschen Sprachraums ist. Das
sieht man etwa bei Rammstein.
Naja, Rammstein machen Musik, aber
Hansi...
Stimmt auch wieder. Kürzlich
habe ich im Fernsehen eine Dokumentation gesehen, in der man dänische
Schlagerfans auf einer Busreise nach Österreich begleitete. Ich
fahre 12-15 Stunden, um Schifahren zu können, die alten Damen sitzen
12-15 Stunden im Bus, nur um Schlager zu sehen.. echt krass....
Wechseln wir lieber das Thema.. Du
hattest bei eurer US-Tour einige Probleme mit dem Visum. Was war der
Grund dafür?
Wenn man für ein USA-Visum ansucht
muss man einen riesigen Fragenkatalog ausfüllen. Eine der Fragen ist
„Haben Sie jemals das Gesetz gebrochen“ und das hatte ich
tatsächlich. Allerdings ist das schon Jahre her und eigentlich eine
Bagatelle. Ich war betrunken, habe in einer Bar einen Barhocker
geklaut und bin beim rausgehen blöderweise mit einem Polizisten
zusammengelaufen. Ich musste dafür 100 Euro Strafe zahlen und
dachte, die Sache wäre längst verjährt. Es war also weder ein
Gewaltakt, noch hatte es was mit Drogen zu tun oder was auch immer.
Jedenfalls ist eine weitere Frage in diesem Visum-Antrag, ob man
einen Terroranschlag in Amerika verüben will. Wenn du hier verneinst
und die scheinbar allgegenwärtige Homeland Security doch irgendwie
herausfindet, dass du vor Jahren mal etwas angestellt hast, bist
sofort verdächtig. Nun habe ich denen die Sachlage geschildert und
dachte, damit sollte alles geklärt sein. Leider wollten sie
unbedingt die nötigen Papiere von der dänischen Polizei, was leider
sehr lange dauerte. So lag mein Antrag für das Visum bis auf
weiteres auf Eis und deshalb konnte ich in der ersten Woche der
US-Tour nicht spielen.
Alles wäre einfacher, wenn die
Homeland Security rechtzeitig bescheid geben würde, etwa wann das
Visum abgeschickt wurde. Wir haben angerufen, unser Manager hat
angerufen, aber das nutzte alles nichts. Für eine ganze Woche konnte
ich nicht außer Haus, denn wäre mir das Visum nicht vom Briefträger
persönlich übergeben worden, hätte ich es am nächsten Tag von der
Post abholen müssen und damit einen weiteren Tag verloren. Also
musste ich warten, bis es endlich an der Tür klingelte, ich endlich
das Visum hatte und gleich den nächstbesten Flug nach Chicago
buchen, was wiederum eine Stange Geld kostete, aber ich wollte
unbedingt beim nächsten Konzert spielen
Und das alles für etwas, das ohnehin
jeder schon mal getan hat (lacht). Natürlich war es ein Fehler, die
Barhocker-Sache as beim Ausfüllen des Antrags zu verschweigen, aber
es ist irgendwie beängstigend, dass die Homeland Security überall
alles herausfinden kann. Für die gibt es scheinbar nur schwarz und
weiß. Hast du einmal was angestellt, bist du für immer ein
Verbrecher. Jedenfalls habe ich jetzt das Visum und das gilt mal für
ein ganzes Jahr. Wenn wir also im Frühjahr wieder in den USA spielen
sollte es keine Probleme geben. Wenn wir aber im Herbst wieder auf
US-Tour sind beginnt das bürokratische Spiel wieder von vorn, denn
dann muss ich wieder beweisen, dass ich unbescholten bin, es von mir
keine neu Polizeiakte gibt etc. Jedenfalls will ich ja gar nicht in
den USA bleiben, ich mache dort bloß meinen Job und dann nichts wie
weg.
Dabei bringen wir jede Menge Geld ein.
Amerikanisches Plattenlabel, Management, Bus, Equipent,
Bühnentechnik, Veranstaltungsorte, Promoter, Kartenbüros,
Musikverlag usw. , so 10-15 amerikanischen Firmen verdienen mit uns
gutes Geld und wir kurbelns so die marode Wirtschaft an.
wäre es legitim, wenn man uns beim
Visum entgegengekommen wäre schließlich
Da wäre es doch legitim, uns in
Sachen Visum etc. entgegenzukommen. In jedem Fall werde ich in
Hinkunft beim Ausfüllen des Visum-Antrags aufpassen!
In der Vergangenheit habt ihr immer
wieder tolle Coverversionen abgeliefert, etwa „I Only Want To Be
With You“ von Dusty Springfield auf eurem Debutalbum. Warum habt
ihr ausgerechnet diesen Song gecovert?
Keine Ahnung, das war noch bevor ich in
der Band war. Es ist aber einfach ein toller Song und aus einer Ära,
die erheblichen Einfluss auf den Sound von Volbeat hat. Es wäre ja
langweilig, würden wir Metallica covern, denn das ist stilistisch
einfach zu ähnlich. Es macht einfach Spaß, einen alten Song
auszugraben und ihm neues Leben einzuhauchen, wenn auch „I Only
Want To Be With You“ schon oft gecovert wurde. Auf unserer akuellen
Tour spielen wir sowohl diesen Song als auch „Angelfuck“ von den
Misfits, der wohl nicht ganz so oft gecovert wurde. Jedenfalls können
wir damit eine Bildungslücke schließen, denn viele kennen die
Misfits lediglich von T-Shirts
Darf man von euch in Zukunft weitere
Coverversionen erwarten?
Momentan planen wir nichts konkretes,
aber wir haben uns schon überlegt, ob wir nicht irgendeinen Song aus
den 80ern covern sollen, schließlich sind die 80er jenes Jahrzehnt,
über das keiner reden will. Lass dich einfach überraschen.
Hier der Vollständigkeit halber die Setlist dieses Abends, "Angelfuck" haben sie übrigens nicht gespielt:
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